Monday, March 18, 2013

Die Open Knowledge Movement?

In ihrem Blog hat die Open Knowledge Foundation vor Kurzem ein bemerkenswertes Projekt vorgestellt: The Open Book. Ein per crowdsourcing entstandenes Buch, welches "the global movement for open knowledge" vorstellt, und zwar "in the words of those who are helping to build it today". Dazu gehört auch eine 'Open Knowledge Timeline', welche ebenfalls per crowdsourcing entstanden ist und die historische Entwicklung offenen Wissens illustrieren soll.

Dieses Projekt zeigt zunächst, dass eine Open Knowledge Movement in den Augen der Beteiligten noch nicht existiert und deshalb aktiv aufgebaut werden muss (in dem Blogpost der OKF ist deshalb von einer "emergent movement" die Rede). Dieser Aufbau erfolgt auf zwei Ebenen:
  1. Zunächst soll ein größerer Zusammenhang zwischen unterschiedlichen, auf den ersten Blick nur lose zusammenhängenden Gruppen und Aktivitäten hergestellt werden. Free Software, Datenjournalismus, Open Hardware, Open Design, Open Data usw. werden als unterschiedliche Instanzen ein und derselben Bewegung präsentiert.
  2. Mit der Timeline wird darüber hinaus ein größerer Zusammenhang zwischen historisch teils weit auseinanderliegenden Ereignissen hergestellt - beginnend mit der ersten öffentlichen Bibliothek und der Gutenberg-Presse bis zum OKFestival von 2012. Die Auswahl der Ereignisse ist bemerkenswert insofern als sie dem Internet und Open-Source-Technologie eine überragende Bedeutung zukommen lässt - ein Großteil der Einträge bezieht sich auf Entwicklungen in diesen Bereichen.

Die damit konstruierte Open Knowledge Movement hat den Charakter einer Metabewegung, einer Bewegung von Bewegungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten, aber gemeinsamen Zielen. In Analogie zur Entwicklung von Open-Source-Software könnte man auch von einem modularen Aufbau sprechen - voneinander relativ unabhängige Teilprojekte mit unterschiedlichen Schwerpunkten bleiben zueinander kompatibel und bilden ein größeres Ganzes. Der Blogpost der OKF gibt bereits Hinweise darauf, was diese Metabewegung charakterisiert: 1. Offenheit wird als instrumenteller, nicht intrinsischer Wert betrachtet (Heald 2006); 2. wird Offenheit nicht über alle Instanzen hinweg einheitlich definiert; 3. haben alle Beteiligten vergleichbare Ziele: 'good governance', mehr Beteiligungsmöglichkeiten und eine Stärkung von Zivilgesellschaft.

Ergänzen kann man, dass es primär um eine strukturelle Offenheit zu gehen scheint - darauf deutet die herausgehobene Stellung von Internet und Open Source in der Open Knowledge Timeline hin. Es geht um die Etablierung von offenen Infrastrukturen, die in ihrem jeweiligen Spezialgebiet eine wie auch immer geartete Offenheit herstellen sollen.

Open Knowledge oder Access to Knowlege Movement?

Diese Beschreibung einer Open Knowledge Movement hat große Ähnlichkeit zur Access to Knowledge Bewegung, die ich in einem Gastbeitrag auf netzpolitik.org beschrieben habe. Handelt es sich nur um unterschiedliche Bezeichnungen für ein und dasselbe Phänomen? Zumindest versuchen offensichtlich beide Ansätze, ein ähnliches Phänomen zu beschreiben. Konzepte wie die Open Knowledge und Access to Knowledge Movement zeigen damit, dass eine übergreifende 'Open Movement' weiter im Entstehen ist. Gut möglich, dass in den nächsten Jahren noch mehr solche Ansätze entstehen werden.

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